UPtoDATE: Das skypende Klassenzimmer (Kapitel 1)
11/08/2021
Wieder einmal hat Maximilian Frank aus der 7.7 zugeschlagen. Das skypende Klassenzimmer ist nicht nur komisch, weil es durch hintersinnigen Humor überzeugt. Auch ist das Thema dieser Geschichte aktuell. Denn die Schilderung der Schulsituation offenbart eine gute Beobachtungsgabe, denn die Parallelen zu unserer Schulrealität sind nicht zu überlesen.
Viel Spaß dabei. Das zweite Kapitel folgt nächste Woche!
Das erste Kapitel
Eine gewöhnliche Schulwoche am Erich-Kästner-Gymnasium in Dormagen. Zumindest bis zum Freitag, denn am darauffolgenden Tag, begannen die Osterferien. Und das war mitunter auch ein Grund für die allgemeine Anspannung bei Lehrern und Schülern gleichermaßen. Die ersten vier Stunden verliefen noch planmäßig, aber als die Gymnasiasten zum Mittagessen gingen war es aus mit der Ruhe vor dem Sturm. In der Mensa war es lauter denn je. Die Essensausgabe glich einem Stauanfang. Was bei über 1700 Schülern eigentlich nicht sehr verwunderlich war. Aber heute war es eben anders.
Später in der 5. Stunde konnte man nicht mehr konzentriert arbeiten. Da kam eine Durchsage des verzweifelten und genervten Schuldirektors: „Aufgrund der mehr oder weniger aktuellen Covid-19 Pandemie, sowie eines Beschlusses des NRW-Schulministerium, müssen die Schüler sowie die Lehrer erneut im Homeschooling arbeiten!“. Ein Raunen ging durch die 6g, denn keiner hatte Lust, schon wieder im Homeschooling zu arbeiten. Ebenso wenig die Lehrer. Das dritte Mal insgesamt. Missmutig wurde die Stunde beendet. Alle gingen nach Hause. Der einzige Trost war, dass es keine Hausaufgaben gab.
Am nächsten Montag nach den Osterferien, begann das Chaos wieder. Telefonkonferenzen und Videokonferenzen auf und ab; also an den technisch weiter entwickelten Schulen. Nicht aber am Erich-Kästner-Gymnasium. Nein, ganz im Gegenteil. Hier wurden die Aufgaben für die Schüler noch täglich mit der Post verschickt. Leider kam so alles erst fünf Tage später an. Allein der Postweg nahm drei Tage in Anspruch. Dann noch einen Tag für das Chaos beim Postamt und einen Tag, weil Arbeitsblätter ausgedruckt, Briefumschläge vorbereitet und die fertigen Briefe zur Post gebracht werden mussten. Diese Verschiebung führte allerdings mit sich, dass an Samstag und Sonntag gearbeitet wurde und dass das Wochenende, zumindest für die Schüler, jetzt aus Donnerstag und Freitag bestand.
Am ersten dieser Donnerstage trafen sich auch Felix, Christian, der sich am liebsten kompliziert und wissenschaftlich ausdrückte, Severin, der kleinste der Klasse, Jochen und Björn, der Shakespeare der Klasse. Natürlich alle mit Abstand. „Warum haben alle anderen Computer und Tablets zum Lernen, aber wir nicht? Da sollte sich der Schulaufsichtsrat aber mal mit befassen.“, ärgerte sich Felix. „Naja, also ich mache mir eher Sorgen um unsere Theateraufführung am letzten Schultag vor den Sommerferien. Wir sind bei den Proben mitten in der dritten Szene, des ersten von fünf Akten unterbrochen worden. Ohne den erneuten Lockdown, hätten wir die Proben ganz sicher geschafft. Aber so, werden wir es nicht mehr schaffen, geschweige denn es Aufzuführen,“ erklärte Björn betroffen. Da mischte sich Jochen ein: „Also ich bin einer Meinung mit Felix. Warum müssen wir denn nur so schikaniert werden?“
„Also genau genommen, werden wir nicht schikaniert,“ erläuterte Christian. „Es handelt sich eher um einen Erneuerungsengpass und ein Loch im Schulbudget. Ein Loch, welches seit etwa 7 Jahren existiert und dringend gestopft werden müsste.“ „Und warum wird dieses Loch denn nicht einfach gestopft?“ fragte Felix. „Warum das Loch nicht gestopft wird? Na ja, also was glaubst du, womit dieses Loch gestopft werden müsste?“. „Ich weiß nicht so genau.“ Felix hatte es noch nicht verstanden. „Ein Loch im Finanzsektor wird wohl am besten mit Geld gestopft.“, erklärte Christian weiter. „Und warum wird dieses Loch dann nicht einfach gestopft, wenn man, doch weiß, womit es gestopft werden muss? Wo liegt dann bitte das Problem? Das kann ich nicht verstehen. Das musst du mir noch einmal ganz genau erklären.“. Ruhig machte Christian weiter: „Wenn das Loch mit Geld gestopft werden muss, muss dieses Geld erst einmal vorhanden sein, oder? Genau, aber das ist es leider nicht. Immerhin verfügen die meisten Schulen nicht über ein ausreichendes Schulbudget. Wären die Schulen Firmen, dann wären mehr als 90 Prozent der Schulen insolvent. Kurz gesagt, das Geld, das zum Stopfen der Löcher genutzt werden würde, ist nicht verfügbar. Verstehst du es jetzt?“ Verdattert antwortete Felix: „Äh, halbwegs. Aber das ist jetzt auch wieder egal.“. „Jedenfalls könnten wir doch mal unseren Lehrer Doktor van der Berg besuchen und ihn mal bezüglich des Weitergangs des Theaterstück befragen. Was haltet ihr davon?“, fragte Christian in die Runde. „Er hat Recht. Ich bin auch dafür“. „Ich auch.“ „Ich auch.“ „Und ich bin ebenfalls dafür!“