Nachlese zu den US-Wahlen
19/11/2024
Eine Schülerin aus der UPtoDATE-Redaktion hat sich die Mühe gemacht, die US-Wahl für uns einzuordnen. Sehr lesenswert!
Die US-Präsidentschaftswahl ist heute schon zwei ganze Wochen her und wir alle haben bestimmt über die Medien mitbekommen, dass Donald Trump nun zum zweiten Mal Präsident von den USA werden wird. Aber wie laufen die US-Wahlen eigentlich genau ab? Was interessiert die amerikanischen Bürger, wofür stehen die Kandidaten? Und was bedeuten die Wahlergebnisse für Deutschland?
Ablauf der Wahlen
In den USA wird genau wie bei uns alle vier Jahre ein neuer Präsident gewählt und das immer am ersten Dienstag im November. Diese Regel stammt noch aus dem 18 Jahrhundert. Damals wie heute gehen die meisten Amerikaner sonntags in die Kirche. Um möglichst früh in der Woche wählen zu können, reisten die Wähler montags an, um dienstags ihre Stimme abgeben zu können. Dass die Wahlen im November stattfinden, rührt daher, dass im Winterhalbjahr wenig für die Landwirtschaft getan werden muss, denn damals waren die meisten Leute Farmer und hatten im Sommer jede Menge zu tun.
In Amerika ist es zu dem so, dass das Volk nur indirekt den Präsidenten wählt. Damit ein Präsident bestimmt werden kann, wählen die Bürger innerhalb ihres Bundesstaates die so genannten Wahlleute, die gemeinsam das Electoral College (Wahlleute Kollegium) bilden. Je nach Bundesstaat gibt es angelehnt an die Einwohnerzahl unterschiedlich viele Wahlleute. So hat Kalifornien zum Beispiel 54 Stimmen von Wahlleuten zu vergeben, Alaska hingegen nur 3. Die Menschen legen also ihr Vertrauen in einen Parteiangehörigen, um ihre politischen Interessen vertreten zu lassen.
Insgesamt gibt es in den USA 538 Wahlleute, wobei die Kandidaten eine Mehrheit von 270 Stimmen benötigen, um in das Weiße Haus zu ziehen. In 48 von 50 Bundesstaaten ist es zudem so, dass die Mehrheit der Wahlleute den Kandidaten vorgibt. Das ist das sogenannte „Winner gets all”-System. Alaska hat drei Wahlleute. Würden also zwei davon für Trump stimmen, würde Trump auch Alaskas dritte Stimme bekommen.
Zusammen gefasst wählt zuerst jeder Bundesstaat für sich. Die Menschen wählen dabei nur indirekt den Präsidenten, denn zuvor geben sie ihre Stimme den Wahlleuten. Anschließend wählen diese in den gesamten USA den Präsidenten. Ein Präsident braucht, um die Wahl zu gewinnen, eine Mehrheit von 270 Stimmen, insgesamt gibt es 538 Wahlleute.
Die Kandidaten: Kamala Harris und Donald Trump
Kamala Harris wurde 2011 zur ersten schwarzen Senatorin aus Kalifornien gewählt. Im Januar 2021 trat sie dann aus dem Senat aus, um das Amt der Vizepräsidentin vollends annehmen zu können. Dabei war dieses Ereignis etwas Besonderes für alle Frauen. Kamala Harris ist die erste Afro-Asia-Amerikanische weibliche Vizepräsidentin der USA und wäre womöglich auch die erste weibliche US-Präsidentin geworden.
Innerhalb ihrer Wahlkampfkampagne konzentrierte sie sich stark auf Frauenrechte und das Recht auf Abtreibung. Keiner Frau sollte erzählt werden, dass sie nicht über ihren Körper entscheiden könne, betonte sie immer wieder während des Wahlkampfes. Für ihre Präsidentschaft setzte sie sich auch noch andere Ziele. Beispielsweise wollte sie die Trinkgeldsteuer verabschieden, die zum Beispiel in Las Vegas ein großes Thema ist. Gegen die Inflation wollte sie mit regelmäßigen Preiskontrollen vorgehen und Schulden durch die medizinische Versorgung beseitigen.
Donald Trump war bereits von Anfang 2017 bis Ende 2020 Präsident und vertritt auch dieses Mal wieder die republikanische Partei, in der er schon seit 1987 Mitglied ist – also schon fast 38 Jahre lang. Für seine nächste Amtszeit warb er damit, die Ukraine im Krieg gegen Russland nicht länger unterstützen zu wollen. Damit würden die US-Bürger nicht mehr für Kriege bezahlen, die auf einem anderen Kontinent stattfinden. Neben der Gelderkürzung für die Ukraine will er das Kindergeld für die Amerikaner bis zu 5.000 US-Dollar im Jahr erhöhen und, genau wie Harris, die Trinkgeld Steuern verabschieden. Zu dem plant er, den Import von Lebensmitteln einzustellen, um die heimische Industrie zu fördern.
Ein interessanter Punkt seiner Vergangenheit ist jedoch, dass er gerichtlich Angeklagter ist. Im Januar 2021 stürmte eine riesige Gruppe von Trump-Anhängern das Kapitol, wo grade eine Pressekonferenz des Kongresses geplant war. Durch den von Trump öffentlich angezettelten Angriff wurden zahlreiche Menschen verletzt und fünf Menschen umgebracht. Dieser organisierte Angriff ist nur eine Anstiftung zum politischen Aufruhr. Er wurde ebenfalls wegen Wahlbeeinflussung, gefälschter Geschäftspapiere und Entwendung von Geheimdokumenten gerichtlich verurteilt. Damit ist er der erste US-amerikanische Präsident, der sich vor Gericht verantworten musste und verurteilt wurde. Warum er dennoch nun wieder Präsident werden konnte, bleibt aus europäischer Sicht fragwürdig.
Ergebnisse
Donald Trump gewann schließlich die Wahlen mit 312 (50,2%) von 538 Stimmen der Wahlleute. Er gewann Südstaaten wie Texas, Louisiana und auch Florida, welcher sein Heimatstaat ist. Auch Kamala Harris gewann ihren Heimatstaat Kalifornien für sich. Neben diesem überzeugte sie noch weitere West-Küstenstaaten wie Washington und Oregon. Den Wahlkampf beendete sie ihrerseits mit 226 Stimmen (48,2%).
Es gab einige Themen, die die Wähler als wahlentscheidend betrachten. Als allerwichtigstes Thema sieht der Großteil der Wählerschaft die Wirtschaft, damit auch die Inflation, die vielen Probleme bereitet. Daneben sind auch noch der Zustand der Demokratie und die illegale Einwanderung von Migranten entscheidend gewesen.
Für die Menschen, die Trump gewählt haben, waren wirtschaftliche Fragen besonders relevant. Mit Versprechungen die Inflationsrate zu senken, überzeugte Trump besonders die Arbeiterklasse, darunter besonders viele, die keinen Universitätsabschluss haben. Wobei er sich selbst als „Anwalt der weißen Unterschicht“ bezeichnet.
Mit dem Thema Geld ist auch die Migration verbunden. 69% aller Trump-Wähler finden, dass es keine Migranten mehr in den USA geben sollte. Dabei geht es vermutlich weniger um die Menschen selbst, sondern um die Arbeitsplätze, die womöglich von den Migranten besetzt werden könnten. Ebenfalls findet man überall im Internet Videoclips von Trump bei seiner Wahlkampfrede in Springfield, wie er sagt: „(…) they are eating the dogs. The people that came in, they are eating the cats. They’re eating – they are eating the pets of the people that live there." Etwa 18% der Trump-Wähler wollten Harris partout nicht als Präsidentin haben und wählten daher lieber Trump.
Dagegen wollten 30% der Harris-Wähler Trump keine zweite Amtszeit ermöglichen. Ein weiteres Drittel vertraute auf ihr Urteilsvermögen, dass sie Ereignisse richtig erfassen könne und dementsprechend die richtigen Maßnahmen ergreifen würde. Dazu glaubten sie daran, dass Kamala Harris die Demokratie in ihren fundamentalen Entscheidungen nicht außenvor lassen und weiter fördern würde. Als Frau erreichte sie mit dem Thema Frauenrechte und Abtreibungsrechte zudem viele Frauen, die auch der Meinung sind, es wäre der richtige Zeitpunkt für die erste Präsidentin. 87% der Harris-Wähler sind zudem der Meinung, dass Migranten eine Chance auf einen legalen Status erhalten sollten.
Alles in allem wurde Trump von Leuten gewählt, die sich Sorgen um die Ursprungskultur der Amerikaner machen und Angst vor weiteren Preissteigerungen haben.
Harris wurde von vielen Akademikern unterstützt, die unter anderem die Meinung vertreten, Harris könne langfristige Lösungen für das gesamte Land finden und dabei die Demokratie und die Gleichberechtigung weiterhin fördern. Da viele Amerikaner allerdings möglichst schnell politische Veränderungen wollten und nicht erst in den nächsten Jahren, wählte der Großteil Trump, der einen schnellen Kurswechsel versprach.
Einfluss der Wahlen auf Deutschland
Allein 2023 exportierte Deutschland Handelsgüter im Wert von ungefähr 158 Milliarden Euro in die USA. Durch Trumps Ankündigung, den Import zu reduzieren, wird Deutschland ihren größten Handelsimport-Partner verlieren. Trump hat vor, auch für kleinere Importe, den Zollbetrag auf 10-20% zu erhöhen. Als Gegenmaßnahme könnte auch die europäische Union die Importzölle erhöhen. Da aber der Handelsexport der USA nach Europa jetzt wohl noch weiter sinken wird, ist nicht klar, wie viel diese Maßnahmen am Ende bringen.
Neben der Erhöhung des Zollbetrags will Trump sich laut Ankündigung aus dem Ukraine-Russland Krieg zurückziehen. Dies mit der Behauptung, er könne den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden. Der Rückzug würde bedeuten, dass Europa in Verteidungungsfragen auf sich alleine gestellt wäre und nun selber mehr Verantwortung in militärischer Sicherheit übernehmen müsse.
Geschrieben und gezeichnet von hp.
(Quellen: Tagesschau.de deutschlandrundfunk.de, de.wikipedia.org, cbsnews.com, bbc.com )